Nun zur eigentlichen Frage, ob sich Immobilien als Geldanlage noch lohnen. Viele, besonders vor dem ersten Immobilienkauf, sind aufgrund der steigenden Zinsen verunsichert.
Wonach bestimmen sich die Zinsen für Immobilienfinanzierungen
Für die Zinsentwicklung bei Baufinanzierungen ist zunächst der Leitzins der EZB von Bedeutung. Ziel einer Zentralbank ist es, in einem bestimmten politischen Raum das Preisniveau stabil zu halten. Derzeit steigen die Zinsen aufgrund verschiedenster Ursachen. Die Inflation in Europa beläuft sich aktuell auf 7,6%. Ein Mittel zur Bekämpfung der Inflation ist die Erhöhung des Leitzinses.
Eine Anhebung des Zinses bewirkt eine Geldverteuerung, die schließlich zur Geldverknappung führt. Für Geschäftsbanken ist das Leihen von Geld teurer geworden und sie geben diese Kostenerhöhung an die Verbraucher weiter. Auch für diese wird die Aufnahme von Krediten dann teurer. Die Anreize in der Privatwirtschaft sinken, Kredite aufzunehmen.
Ein Blick über den großen Teich
In Amerika ist das bereits geschehen. Im März 2022 hob die Zentralbank der USA, umgangssprachlich auch „Fed“ genannt, den Leitzins dort um 0,25 auf 0,5 Prozentpunkte an. Und gerade diese Woche wurde der Leitzins dort erneut um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Wann die EZB hier den Leitzins anhebt, bleibt abzuwarten. Allerdings nehmen die Banken an, dass der Leitzins bald auch hier steigen wird. Und schon ändern die Banken die Kreditkonditionen.
Kredite werden teurer…
Dennoch steigen auch hier schon die Zinsen für Immobilienkredite noch aus einem anderen Grund stark an. Banken finanzieren nämlich Ihr Hypothekengeschäft unter anderem durch festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen oder Pfandbriefe. Da viele Anleihen, wie etwa die Bundesanleihen seit vielen Jahren erstmals wieder einen positiven Zins aufweisen, nimmt die Umlaufrendite zu. Auf Basis der steigenden Zinserwartung steigen entsprechend die Bauzinsen – auch wenn der Leitzins von der EZB (noch) nicht erhöht wurde.
Steigen die Zinsen, dann wird auch die Immobilienfinanzierung teurer. Wir müssen höhere Beträge für unser geliehenes Geld an die Bank zurückzahlen. Was auf den ersten Blick nur wie wenige Prozentpunkte aussehen mag, macht bei einer 10- bis 15-jährigen Finanzierung schon einmal mehrere zehntausend Euro aus. Denn die Zinsbelastung und damit die monatliche Tilgungsrate steigt.
Hat man eine Immobilie für 500 000 Euro mit einem Darlehen über 400 000 Euro gekauft, dann macht sich ein höherer Zinssatz sofort bemerkbar: Wenn wir pro Jahr zum Beispiel 2 Prozent unseres Kredites tilgen möchten und dazu noch die Zinszahlung kommt, dann kann das zu großen monatlichen Belastungen führen: Bei einem Zinssatz von 2,2% im Vergleich zu 0,7 % sind es also knapp 55 Prozent mehr, die man monatlich für die Finanzierung berappen muss. Und das ist gar nicht so unerheblich.
Sollten die Immobilienpreise auf dem Niveau bleiben, auf dem sie derzeit sind, oder gar weiter ansteigen, kann es für viele (noch) schwieriger werden, eine Immobilie zu finanzieren. Hinzu kommen die hohen Energiepreise, die Neubau und Sanierungen zusätzlich verteuern.