Familie Schmidt aus Ingelheim hat sich vor einigen Jahren den Traum von der eigenen Immobilie erfüllt. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können für den Kauf ihres Einfamilienhauses in richtig guter Lage. Perfekt für die Kinder. Der Preis war auch ein Schnäppchen. Hinzu kamen die niedrigen Zinsen für Immobilienkredite. „1% wurde uns damals angeboten“, sagt Tobias Schmidt, der Vater. „Da haben wir nicht lange nachdenken müssen. Ich kannte ja noch die Zinssätze, die meine Eltern in den 90er Jahren gezahlt haben. Das waren über 8%!. Wir sind wirklich froh über unseren Entschluss, unser Haus zu einem perfekten Zeitpunkt finanziert zu haben.“ Allerdings bereitet die aktuelle Zinslage der Familie Sorgen. „Unser Darlehen und die Zinsbindung läuft zwar noch ein paar Jahre. Doch mit der Inflation und dem Zinsanstieg… da sind wir schon ein wenig verunsichert“, erzählt uns Lisa, die Mutter von zwei Kindern.
Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Haben Sie in den letzten Jahren auch von den günstigen Zinsen bei Immobilien Darlehen profitiert und sorgen sich jetzt vor dem Hintergrund der steigenden Zinsen um Ihre Anschlussfinanzierung? Was würden Sie unserer Familie aus Ingelheim raten? In diesem Beitrag stellen wir Ihnen 5 Tipps vor, die Sie für Ihre Anschlussfinanzierung brauchen.
- Was versteht man unter einer Anschlussfinanzierung?
- So funktioniert eine Anschlussfinanzierung
- „Nicht den Anschluss verlieren“ – Früh geplant ist die halbe Miete
- Wann sollte ich anfangen, eine Anschlussfinanzierung zu planen?
- Muss ich bis zum Laufzeitende warten um mein Darlehen abzulösen? – JUNO PRO TIPP
- Wie lange und wie viel soll ich anschlussfinanzieren?
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Frühzeitige Planung ist das A und O. Warten Sie nicht auf das neue Zinsangebot Ihrer Bank, sondern suchen Sie selbst frühzeitig nach günstigen Angeboten für eine Anschlussfinanzierung.
- Wann mit der Planung anfangen? Im aktuellen Zinsumfeld kann es sinnvoll sein, bis zu drei Jahre vor dem Ende der Zinsbindung sich um eine Anschlussfinanzierung zu bemühen. In manchen Fällen sogar noch früher.
- Auch wenn Sie eine besonders lange Zinsbindung vereinbart haben, sollten Sie nach zehn Jahren eine Anschlussfinanzierung prüfen. Das Kündigungsrecht nach § 489 Abs. 1 Nr. 1 BGB macht es möglich.
Was versteht man unter einer Anschlussfinanzierung?
Unter einer Anschlussfinanzierung versteht man den Anschluss an eine bestehende Finanzierung. Häufig hört man in dem Zusammenhang auch den Begriff des „Forward-Darlehens“. Kurz und knapp heißt das: eine Anschlussfinanzierung benötigen Sie, wenn Sie ein Baudarlehen für Ihre Wohnung oder Ihr Haus aufgenommen haben und der Bank am Ende der Laufzeit, beziehungsweise der Zinsbindung, noch Geld schulden.
Zinsbindung ist der Zeitraum, für den der Zinssatz bei Abschluss des Vertrages festgeschrieben wird. Üblich sind Zinsbindungen für 5, 10, 15 oder auch 20 Jahre. Läuft Ihre Zinsbindung bald aus, dann kann das im jetzigen Zinsumfeld eine gute oder auch eine weniger gute Nachricht für Sie sein. Für alle, die vor 2014 ein Baudarlehen abgeschlossen haben ist das eine gute Nachricht. Denn vor 2014 lagen die Zinsen für Baukredite weitaus höher. Haben Sie etwa ab dem Frühjahr 2014 finanziert, dann liegen die Zinssätze in diesem Jahr deutlich über dem Zinssatz ihrer Erstfinanzierung. (Siehe Infografik)
1) So funktioniert eine Anschlussfinanzierung
Abhängig von Ihrer persönlichen Situation sind für Ihre Anschlussfinanzierung verschiedene Modelle denkbar. Natürlich können wir Ihnen hier nicht alle möglichen Konstellationen für Anschlussfinanzierungen aufführen. Doch mit diesem Artikel möchten wir Ihnen einen ersten Überblick über das Thema geben. Gerne können Sie die hier aufgeführten Punkte als Grundlage für das Gespräch mit Ihrem Finanzierungsberater verwenden.
Prolongation
Prolongation bedeutet die Verlängerung eines bestehenden Darlehens. Dabei bleibt Ihr bisheriger Vertrag bestehen und handeln mit der Bank erneut Höhe und Dauer des Sollzinses aus und finanzieren dadurch Ihre Restschuld.
Umschuldung
Die zweite Möglichkeit ist, für einen besseren Zins zu einer anderen Bank zu gehen. In diesem Fall spricht man von einer Umschuldung der Baufinanzierung. Ob sich das Umschulden lohnt, erfahren Sie erst, wenn Sie Angebote für eine Anschlussfinanzierung vergleichen. Eine Umschuldung können Sie auch bereits viele Jahre vor Ablauf Ihrer Sollzinsbindung vertraglich festlegen und sich so günstige Zinskonditionen sichern.
Forward Darlehen
Mit einem Forward Darlehen sichern Sie sich die Zinsen von heute für das Darlehen von morgen. Obwohl Ihr aktuelles Darlehen noch läuft, können Sie hier bereits die Konditionen für Ihr Anschlussdarlehen im Voraus festlegen. Hierbei ist zwischen einem echten und einem unechten Forward Darlehen zu unterscheiden. Ein echtes Forward Darlehen sieht Zinsbindung ab Vertragsbeginn vor. Haben Sie also einen Vertragsbeginn in drei Jahren gewählt und eine Zinsbindung von zehn Jahren, dann haben Sie für die kommenden dreizehn Jahre vorgesorgt. Ein Unechtes Forward Darlehen meint die Zinsbindung ab Vertragsschluss. Haben Sie also mit einem unechten Forward Darlehen eine Zinsbindung vereinbart, haben Sie ab Vertragsbeginn in drei Jahren nur noch sieben Jahre etwas von ihrer Zinsbindung. Eine Feinheit, auf die Sie bei Ihrem Gespräch mit dem Finanzierungsberater achten sollten.
2) „Nicht den Anschluss verlieren“ – Früh geplant ist die halbe Miete
Hier sollte man vielleicht eher sagen: Früh geplant ist die halbe monatliche Rate. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen flapsig, ist aber ernst gemeint: Derzeit ist es schwer abzusehen, in welche Richtung sich die Zinsen entwickeln werden. Zwar steigen die Zinsen derzeit, im historischen Vergleich sind sie allerdings noch sehr niedrig. Heißt für Sie: benötigen Sie eine Anschlussfinanzierung, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, noch von den niedrigen Zinsen zu profitieren. Denn je weiter die Zinsen steigen, desto höher können auch die monatlichen Raten Ihres Darlehens werden.
Haben Sie Ihre Immobilie etwa noch vor 2014 erworben, dann waren Zinssätze von 5% oder 6% nichts ungewöhnlich. Derzeit liegen die Zinssätze um die 3%. Da die Zinsen voraussichtlich noch weiter steigen werden, ist ein Forward Darlehen mit Zinsbindung eine elegante Möglichkeit sich die (noch) im Vergleich niedrigen Zinsen zunutze zu machen und gegen einen möglichen Zinsanstieg in den nächsten Jahren abzusichern.
3) Wann sollte ich anfangen, eine Anschlussfinanzierung zu planen?
Bei einem normalen Baukredit von einer Bank oder Versicherung kommt die Bank spätestens vier bis sechs Wochen vor Ablauf der Zinsbindung auf Sie zu und bietet Ihnen eine neue Zinsvereinbarung an. Wenn Sie die neue Zinsvereinbarung allerdings sofort unterschreibst, wissen Sie nicht, ob der angebotene Zinssatz günstig ist. Ein Zinsvergleich lohnt sich also. Es kann also Vorteile für Sie haben, schon ein paar Jahre vor Ablauf ihres aktuellen Darlehens mit der Planung einer Anschlussfinanzierung zu beginnen.
4 ) Muss ich bis zum Laufzeitende warten um mein Darlehen abzulösen? – JUNO PRO TIPP
Kurz gesagt nein. Nach § 489 Abs. 1 Nr. 1 BGB haben Sie die Möglichkeit, ein Darlehen nach Ablauf von 10 Jahren nach dem vollständigen Empfang des Darlehens zu kündigen. Die Kündigungsfrist beträgt hier 6 Monate. Haben Sie etwa eine Darlehenslaufzeit von 15 Jahren vereinbart, merken aber nach 10 Jahren, dass es Angebote mit besseren Zinsen gibt, sind Sie in Ihrem Darlehen nicht gefangen und können sich dadurch eine Anschlussfinanzierung zu guten Konditionen sichern. Diese gesetzliche Möglichkeit vereinfacht also die nächste Station im Staffellauf Ihrer Immobilienfinanzierung.
5) Wie lange und wie viel soll ich anschlussfinanzieren?
Die Höhe des Anschlussdarlehens richtet sich danach, wie viel Sie von Ihrem ursprünglichen Darlehen noch zurückzahlen müssen. Sie müssen das Darlehen nicht am Ende der Anschlussfinanzierung komplett zurückgezahlt haben. Schließlich können Sie auch dann noch eine weitere Anschlussfinanzierung abschließen. Doch aktuell spricht vieles dafür, Ihre Immobilie „durchzufinanzieren“ also Zinsbindung und Tilgung für Ihre Anschlussfinanzierung so wählen, dass der Baukredit am Ende der neuen Zinsbindung komplett zurückgezahlt ist. Aktuell ist der Zinsunterschied zwischen einer 15-Jahres-Kondition und einer Zinsbindung für 20 Jahre eher gering. Und Fachleute gehen davon aus, dass die Bauzinsen im Verlauf des Jahres 2022 noch weiter ansteigen. Sofern also keine persönlichen Gründe dagegen sprechen, sind derzeit längere Zinsfestschreibungen vorteilhaft. Auch auf der Gefühlsebene ist es einfach schön, zu wissen, dass am Ende der Anschlussfinanzierung nicht noch ein weiteres Darlehen auf Sie wartet.
Um das Ganze zu verdeutlichen:
Ein Beispiel: Bei einem Zinssatz von 2 Prozent und einer anfänglichen Tilgung von 2 Prozent dauert es knapp 35 Jahre, bis Sie den Baukredit vollständig zurückgezahlt haben. Wenn Sie also eine erste Zinsbindungsfrist von zehn Jahren mit Ihrer Bank vereinbart haben, müssen Sie sich rein rechnerisch dreimal um die Anschlussfinanzierung kümmern: nach 10 Jahren, nach 20 Jahren und nach 30 Jahren.
In der Praxis geht es meist deutlich schneller. Grund dafür sind Gestaltungsmöglichkeiten bei der Rückzahlung und zusätzliches Vermögen oder Einkommen. Eigenheimbesitzer nutzen Sondertilgungen, Gehaltserhöhungen, Erbschaften und wegfallende Ausgaben – etwa für Kinder, die irgendwann aus dem Haus sind -, um den Baukredit schnell zurückzuzahlen.
Statt der errechneten 35 Jahre dauert es dann nur 15 oder 20 Jahre. Der Kunde muss also vielleicht nur ein einziges Mal eine Anschlussfinanzierung berechnen.
Fazit:
Die meisten, die eine Immobilie finanzieren benötigen eine Anschlussfinanzierung. Die Zinsen steigen zwar, im historischen Vergleich sind sie jedoch (noch) relativ niedrig. Richtig gemacht, sichern Sie sich mit einer Anschlussfinanzierung die Zinsen von heute für Ihr Darlehen von morgen. Wie mit vielem gilt hier auch: der Frühe Vogel fängt den Wurm. Frühzeitige Vorbereitung und Planung ist unerlässlich. Doch manchmal ist hier auch der sprichwörtliche Wurm drin. Angebote Ihrer Hausbank, verschiedener Finanzdienstleister oder Versicherungen gibt es zur Genüge. Da ist es manchmal schwer durchzublicken, welches Angebot oder welches Finanzierungsmodell das beste für Ihre Lebenssituation ist. Folgende Fragen können helfen, das Angebot zu finden, das am besten zu Ihnen passt:
Überlegungen zu Ihrer Anschlussfinanzierung
Fragen die Sie sich selbst, oder im Gespräch mit Ihrem Finanzierungsberater stellen können, um eine bestmögliche Anschlussfinanzierung zu erhalten:
- Welche Finanzierungsmöglichkeiten passen zu Ihrer individuellen Lebensplanung?
- Möchten Sie eine gleichbleibende monatliche Rate, eine geringere Rate oder können Sie sich womöglich eine höhere Rate leisten?
- Welche Kosten entstehen durch eine Anschlussfinanzierung noch? (Stichwort Abtretungskosten und Forward Aufschlag)
Finanzberater gesucht?
Wir arbeiten mit Finanzierungsspezialisten des mehrfachen Testsiegers Global-Finanz zusammen. Ob Erstfinanzierungen oder Anschlussfinanzierung: wir sind für Sie da. Verbindlich. Fair. Topbewertet.